Februar 2023
Das 20. Jahrhundert träumte am Anfang groß
Liebe Brüder und Schwestern,
Träume und ihre Deutung erwiesen sich am Anfang des 20ten Jahrhunderts in Europa, etwa in deren Aufnahme in die westliche Medizin durch Ärzte wie Sigmund Freud, als kreativer Motor umfangreicher Kunst, Kultur- und Gesellschaftsprojekte. Das 20. Jahrhundert träumte am Anfang groß, seine Träume hatten entsprechende kreativ-technische Höchstleistungen, und sozial-politische Katastrophen zur Folge. Jetzt, in der digitalen Bedrängnis, sind die Träume beschränkter, sie entwickeln sich als narzisstische Projektion und bedienen flach wie im Comicstrip, allenfalls bewegt noch als Science Fiction Trash, infantile Wünsche. Diese kleinen Träume helfen bei der Verleugnung eines unheimlichen Sinn-Vakuums das drohend unter der Welt liegt. Raumfahrt etwa als das Teuerste was man auf Erden kaufen kann, wird zur Vision von megareichen Menschen wie Elon Musk und Jeff Bezos, ebenerdig wie die russischen Kosmisten geht Ray Kurzweil bei Alphabet der transhumanen Idee vom Ende des Todes im Jahr 2045 nach, und die Schöpfung, so träumen es viele, soll durch totale Elektrifizierung errettet werden.
Träume werden in diesem Jetzt wie ad words und bitcoins, zu probabilistisch horizontal gebannten Pixeln.
Das neuste Ende der Träume schinet sich in Dalle, gbt3
Die Tragödie ist, dass real andere Träume in der Lage wären, in gebender Liebe den Durst und den Hunger zu stillen. (siehe Willi Michael Schroll, el camino 2021)
Kveta Kazmukova „die Flucht der Heiligen Familie“
Dem setzt der Blick nach Ägypten in Afrika andere Perspektiven entgegen. Die Pharaonen bauten in alter Zeit in die Vertikale. Sie errichteten in die Höhe hinauf Obelisken und Pyramiden und gruben in späteren Zeiten tief in die Erde hinein gewaltige Grabstätten.
Dem jungen Israeliten Josef gelang es im alten Ägypten, die Träume des Volkes und des Königs zu deuten. Mit dieser kreativen Kompetenz machte er das Land zur rettenden Kornkammer der Welt. Auf sein Wort hin schwiegen die Plagen.
Das heutige Ägypten enthält am Nilstreifen nach wie vor diese fruchtbaren Träume, in der Leere seiner Wüsten umfasst es weite Träume, mit seinen Bauprojekten zeigt es den Alptraum der Moderne.
Die koptischen Christen, mit uns in der Tiefe des Martyriums verbunden, sind auf wundersame Weise weiterhin in Ihrem Land, sie erneuern beständig den Traum des Josef, indem sie den Exzessen der Gewalt auch in scheinbar aussichtlosen Situationen mit Vergebung und schöpferischer Liebe begegnen. Das ist eine enorme kreative Gabe, eine Fähigkeit die den Christen heute die gleiche Festigkeit im Glauben wie Josef von Ägypten verleiht.
Januar 2023
Pfarrer August Froehlich
von Jan-Philipp Görtz
Liebe Brüder und Schwestern,
ich darf Euch heute einen Impuls zum Thema „Der Heilige Josef“ geben. Da ich das jeden Monat tun darf, und da es jetzt auch schon nicht mehr ganz früh am Abend ist, will ich nicht gleich heute mein ganzes Pulver verschießen, sondern mich kurzfassen.
Es geht mir in diesen Reflektionen immer darum, Euch zu ermahnen und zugleich zu ermutigen. Und niemand eignet sich dazu besser als der Heilige Josef.
Warum?
Nun, Jesus ist unser Vorbild. Aber Er war halt auch Gott.
Und Maria ist auch unser Vorbild. Aber Sie war ohne Erbsünde empfangen. Der einzige Mensch, der von Anfang an in die Erlösungsgeschichte einbezogen wurde, und der letztlich doch war wie wir, ist der Heilige Josef.
Ohne ihn wäre das, was geschehen ist, nicht geschehen, wie es geschehen ist. Maria sagte JA. Aber auch Josef sagte JA zu seiner Rolle, die nicht dem entsprach, was er sich selber vorgestellt hatte. Nun kam ihm ein Engel zur Hilfe. Aber auch wir haben Engel: In Form des Evangeliums und unserer Priester und Seelsorger.
Was Josef abverlangt wurde, war anders als sein eigener Plan und vermutlich im ersten Augenblick unglaublich schwer. Doch ohne sein FIAT, keine Menschwerdung Christi in einer Familie. Keine Erlösung der Familie durch das Leben und Erleben Christi. Soll sagen: Ohne Josef hätte Jesus keine Familie erlebt und hätte das Leben der Familie nicht erlösen können.
Machen wir uns nichts vor: Vor der christlichen Familie gab es das, was wir heute Familie nennen, nur in glücklichen Ausnahmefällen. Es galt das Recht des Stärksten. Weithin. Frauen und Kinder waren Sachen, über die verfügt werden konnte. Sicher wird es Ausnahmen gegeben haben. Und das jüdische Recht verbot natürlich Exzesse und gab Regeln. Aber erst in Josef treffen wir den Vater und Mann, wie wir ihn lange für selbstverständlich gehalten haben. Zu selbstverständlich (Exkurs zum Wort „selbstverständlich“). Einen Mann, der Gott gehorchte, und sich von Kind und Frau heiligen ließ, indem er ihnen diente.
Maria war keine alleinerziehende Mutter. Sie konnte es gar nicht sein. Sie sollte es auch nicht sein. Sie sollte einen Mann an ihrer Seite haben. Einen Ernährer, Beschützer, Entscheider. Jesus sollte in einer Familie aufwachsen. Und einen Vater haben. Ernährer, Beschützer, Lehrer. Jesus hat von beiden gelernt. Und Er war in Teilen wie sie. Und Er hat beide geliebt. Und beide haben die Plätze im Himmel, die ihnen gebühren. Und beide sind und waren vermutlich die glücklichsten Menschen, die je gelebt haben, …
Also: Wenn Ihr Menschen seid, insb. auch wenn Ihr Väter und Männer seid, und wenn Ihr glücklich – ewig glücklich – werden wollt, nehmt Euch ein Beispiel an Josef. Sprecht mit ihm und lasst Euch zeigen, wie man dient. Wie man Ja sagt. Wie man so dient und Ja sagt, dass man nicht einmal in den Evangelien groß erwähnt wird. Dass man quasi verschwindet. Und doch… seid sicher, dass Ihr gebraucht, und gewollt werdet von Gott. Genau da. Und genauso.
Strebt nicht nach einer Erwähnung in der Zeitgeschichte, nach berühmten Worten von Euch, die überliefert werden. Das ist ok. Gerade heute wird natürlich alles Mögliche aufgezeichnet. So ja auch diese Worte dank des Internet-Streams. Aber tut nichts deswegen und nur dafür. Vertraut auf Gott. Handelt, statt zu reden. Und sagt idealerweise nur zwei Worte – durch Euer Handeln: JA, Herr
Für Ethos † Maria!
Ihr
Jan-Philipp Görtz